Dienstag, 21. Dezember 2010

Typisch mein Vater.


Mein Vater geht seit seiner Pensionierung jede Nacht Zeitungen austragen. So auch vor einigen Nächten. Er belädt sein Rad und fährt los. An einer Siedlung schlägt er sich einige Zeitungen über den Arm, lehnt sein Rad an und beginnt mit der Verteilung. Als er wiederkommt ist das Rad weg und er stinksauer.
[Ich dachte immer es gibt so nen Ehrenkodex „Klaue keinem Zeitungsausträger das Rad“ ähnlich wie „Kick keinem alten, gebrechlichen Menschen die Krücken weg“] 
Er nach Hause, ins Auto, will zur Zeitung fahren um sich einen Nachschub an neuen Zeitungen zu holen.
Da sieht er eine Gruppe junge Männer, betrunken durch die Gegend radeln – und was sehen seine Argusaugen? Genau!
[Folgendes geschieht in Bruchteilen von wenigen Augenblicken.]
Er hält voll drauf zu, bleibt mit quietschenden Reifen quer vor den Erschrockenen stehen und packt sich den Kerl aufSEINEM Rad am Schlawittchen, zieht ihn mit in die Räumlichkeiten der Zeitung und lässt die Polizei rufen.
Es klärt sich, dass der junge Mann meinem Vater das Fahrrad nicht vom ursprünglich abgestellten Platz weggeklaut hatte, also wurde dies Rad in weniger als einer halben Stunde zweimal entwendet. ...
Als der Beamte ihn fragt, ob er Anzeige erstatten will sagt er, offensichtlich doch den jungen Mann bemitleidend: „Och, öh, na ja... also... Anzeige... *winkt heftig ab* nene, lassen Sie mal. Aber zur Strafe fährt der Bursche jetzt mit mir die restlichen Zeitungen aus!“ und grinst schadenfroh.
Dieser besagte Fahrraddieb entschuldigt sich in den folgenden 2 Stunden immer wieder aufs Eindringlichste und trägt, brav gehorchend und kleinlaut, mit meinem herzensguten Papi die Zeitungen aus.
Ergo: Das mit dem Kodex ist Blödsinn. Wahrscheinlich gibt es in jeder Stadt solche oder ähnliche Geschehnisse, die als drohende Warnung ein jedes Zeitungszusteller - Fahrrad in eine Wolke von grausamer Gerechtigkeit hüllen.
Ha!


von Nanok @ 2007-01-26 – 13:49:13
Mein ganz persönlicher Durchdreher heute: was für Idioten sitzen eigentlich auf höchsten Ebenen!
Anruf. Blabla blubb. Das übliche.
**Frau Enttarnt ruft an.
Frau Enntarnt: "Hilfe! Das kann doch nicht sein! Alle meine Kolleginnen habe ich schon gefragt, diese Ausschreibung, sie steht im Amtsblatt, aber ich finde sie online einfach nicht. Helfen Sie mir!"
Frau H: "Ja, gern. Bitte nennen Sie mir Ihre UserID, damit ich Ihnen weiterhelfen kann."
Frau Enttarnt: "UserID? [wortwörltich JuscherEiDi]?"
Frau H. muss ihr stimmlich gewordenes Grinsen mit einem Hüsterchen verbergen.
Frau H: "Der Benutzername, den Sie vor dem Passwort eintippen."
Frau Enttarnt: "Ah. Naja. XXX glaub ich."
Frau H. loggt sich ein und öffnet das Suchprofil.
Frau H: "Welche Ausschreibung suchen Sie genau? Haben Sie eine Dokumentennummer für mich?" (Um die Arme nicht noch weiter zu verwirren habe ich auf Abfrage des CPV-Codes verzichtet 
K)
Frau Enttarnt: "Also, ich habe hier einen Dokumententitel, nachdem ich die ganze Zeit suche."
Frau H: "Fein. Welchen Titel geben Sie in das Suchprofil ein?"
Frau Enttarnt: "Justizanstalt."
Frau H. tippt eben jenes Stichwort in das dafür vorgesehene Feld und findet... die benötigte Ausschreibung direkt.
Frau H: "So, Frau Enttarnt, geben Sie bitte "Justizanstalt" in das vorgegebene Feld und beginnen mit der Suche, indem Sie auf "abfragen" linksklicken."
Frau Enttarnt: "Ja, das mache ich schon die ganze Zeit, da kommt nichts."
Frau H. wundert sich.
Frau H: "Welche Meldung erhalten Sie?"
Frau Enttarnt: "Nichts gefunden."
Frau H. "Gut, Frau Enttarnt, wir machen das bitte noch einmal zusammen. Loggen Sie sich bitte einmal aus, schalten Sie den Popup-Blocker aus, löschen Sie die Cookies und dann probieren wir es noch einmal."
...
[Auf die Erklärung von genau 43 Minuten, was genau ich damit meinte verzichte ich hier aus Mangel an Nerven. Die darauffolgende 20 minütige weitere Suche gab mir fast den Rest. Ich war als Alias-User über ihren Acc eingeloggt und bekam jedes Mal dasselbe Ergebnis. Die gesuchte Ausschreibung - während sie jedesmal leer ausging.]
...
Frau H. - völlig am Ende - brauchte eine kleine Verschnaufpause.
Frau H: "Frau Enttarnt, ich werde nun noch einmal etwas prüfen, ich rufe Sie in wenigen Minuten zurück."
...
Frau H. holt sich in dieser Zeit einen Kaffee und greift nach dem allerletzten Strohhalm, der ihr schon fast maßlos arrogant vorkommt.
*ringring*
Frau H: "So, Frau Enttarnt. Wir beginnen nun nocheinmal von vorne. Bitte geben Sie ein "Justizanstalt" und beginnen Sie die Suche."
Frau Enttarnt: "Wieder nix. Das gibts doch nicht!"
Frau H: "Ehrlich gesagt, weiß ich nicht mehr weiter. Schicken Sie mir doch bitte einen Screensh...[in letzter Sekunde umgewandelt in] eine Bildschirmkopie von der Eingabe und dem Ergebnis.Sobald ich Ihre Nachricht erhalte, melde ich mich erneut."
[*erklär Screenshot-Mail-einfügen-schicken*]
*Frau H. wartet auf Mail und was sich da urplötzlich vor ihrem Auge entblösst könnte schlimmer nicht sein*
*ringring*
Frau H: "Genau, Frau Enttarnt, ich habe den Fehler entdeckt. Da ist Ihnen wohl etwas dazwischengerutscht. Nehmen Sie mal bitte bei Ihrer Schreibweise
JustiTzanstalt 
das T vor dem Z raus."
*schweigen*
Frau H. buchstabiert: "J-u-s-t-i-z-a-n-s-t-a-l-t".
*schweigen*
Frau H: "Frau Enttarnt?"
Frau Enttarnt: "Jetzt wird mir die Ausschreibung angezeigt. Das ist mir jetzt aber peinlich. Da ist mir wohl das T dazwischengerutscht. Hach... herrje... das ist... also... "
Frau Enttarnt bricht derweil in schaudriges Gekicher aus und Frau H. kichert solidarisch, aber eher zu Tode erschreckt mit...
Frau H. leise: "Ja... unglaublich... dazwischengerutscht... und das sogar achtzehnmal!"
Frau Enttarnt bedankt sich und beendet das Gespräch.
Frau H. sackt derweil auf ihrem Stuhl zusammen und haut sich die Tastatur vor die schweißbenässte Stirn.
In den Führungsetagen diverser oberster österreichischer Unternehmen sollte man eigentlich von etwas anderem ausgehen.
Woher sollte ich denn wissen, dass ich erstmal die Orthographiekenntnisse prüfen sollte, bevor man weiter ins Detail geht. Eigentlich hatte ich vorausgesetzt, dass...
aber naja. Ich hätte mir zu Herzen nehmen sollen, dass in den Führungsetagen mitunter ziemlich dumme Tröten sitzen, als ich - im Zuge eine Hardwareerweiterung (damals noch in D und in anderer Firma)- darum bat, mit dem PC zu mir zu kommen, die Assistentin der Geschäftsführung mit ihrem TFT-Monitor angedackelt kam und auf meine Frage, wo denn ihr Pc sei "Na hier" antwortete und mir demonstrativ vorführte, wie sie jeden Morgen ihren PC am Bildschirm-Monitor-Power-On-Knopf einschalte.
So what.
Dummflöten.
**Name von Frau H. aus Tierschutzgründen geändert.
von Nanok @ 2007-01-25 – 14:36:40

Ein bescheidener Ausschnitt dessen, was ich tagtäglich sehe, wenn ich die Stufen vom 6.ten Stock zum Feierabend runtersteige. Mein Blick über Wien.
Der Blick in mein Büro stimmt mich allerdings im Moment weniger freudig. Meine beiden direkten Kollegen machen mir das Leben schwer. Nach außen hin die großen Applikationenbeherrscher und Informationsträger, sehen die beiden sich ausserstande, mir auf meine Fragen für meine Begriffe hinreichend zu antworten. Und ich werde keine "Larifari-Antworten" per Email oder per Telefon loslassen. Solange mir auf meine Fragen weder der eine noch der andere eine kompetente Antwort gibt, kriegen die beiden das Zeugs so lange von mir zurück, bis ich eine gescheite Erklärung bekomme oder... bis sie selbst anrufen. Aber da kommt dann doch das Weinerliche durch "Was soll ich denn noch alles machen..."
Ehrlich? Mir vollkommen egal.
Mein Kollege (der bereits gekündigt hat) surft von morgens bis Feierabend lustig im Internet und ihn nerven meine Fragen offensichtlich. Der andere kommt am Mittag und motzt rum, es sei ja noch kaum was erledigt, und er müsse das dann halt mal wieder (!?) machen.
Hallo? Jungs? Ich bin die Hälfte der Zeit am Tag da, die ihr da seid. Und ich arbeite doppelt soviel wie ihr zwei zusammen.
Was ist denn daran verkehrt, wenn man sich nicht nur mit oberflächlichen Antworten zufriedengibt, sondern die Struktur, den Gesamtkonsens verstehen will? Unglaublich.
Ins kalte Wasser schmeissen, schön und gut. Immerhin hab ich am zweiten Tag telefoniert und eher schlecht als recht Fragen beantwortet.
Ich bin nicht faul oder blöde, ich will wissen, was dahintersteckt, damit ich die Fragen weitreichender beantworten und eventuell auftretende weiterführende Fragen direkt im Keim ersticken kann.
Was bitte ist daran falsch?
Ach, übrigens, der eine geht ja eh. Mein Chef fragte mich, ob ich meine Stelle schnellstmöglich auf Vollzeit ausbauen kann und will. Er wird die dann offene Stelle auf jeden Fall mit einer Frau besetzen.
"[...]denn Frauen haben ja doch einen anderen Arbeitsstil." HARR! Ohne das nun verallgemeinern zu wollen, aber die beiden männlichen Exemplare in meinem Büro sind die Ausgeburt folgender Charaktereigenschaften: störrisch, faul, arrogant und aufgeblasen.
So war´s eigentlich immer. Ich habe immer nur mit Männern gearbeitet. Mal war alles gut und total unkompliziert - und mal so. Jedoch musste ich immer das Doppelte arbeiten, mich doppelt beweisen, bis zum Perfektionismus ausgeartete Arbeitsweisen verwenden, damit ich als Kollegin anerkannt wurde (und nicht "nur" als Frau).
Und damals, während einer meiner Ausbildungen (zur Automobilkauffrau) hab ich sie alle unter den Tisch "gearbeitet". Ha! Die Kunden tasteten sich nur vorsichtig ran "Ja, ehm... können Sie mal einen Kollegen holen?" "Oh, ich kann Ihnen sicherlich weiterhelfen." *klönk* Dann kam das übliche Abgefrage. Eine Art Test. Manche warteten scheinbar darauf, dass ich so etwas von mir gab wie "Aber schauen Sie... dieser Alfa Romeo ist doch so schön rot." *möp* Fehlanzeige. Frau von heute weiß sehr wohl über ihre Branche Bescheid. Und sind mehr als Dolmetscher, wenn die Geschäftsführung von Lotus vorbeikam, Frau H. ins Besucherzimmer gerufen wurde, weil niemand sonst Englisch sprach und Frau H. mit dem britischen Gegenüber stundenlang über injection pumps oder head gaskets lamentierte.
Ähnlich war es bei einer Bank, in der Wertpapier-Abteilung. Gestandene Männer wollten mir damals weißmachen, ich kenne ja gerade mal den Unterschied zwischen An- und Verkaufsorder, die ich dann einige Minuten (einige richtig wohltuend überhebliche Eigenminuten) darüber aufklären musste, dass es sich beim Xetra nicht um eine Halbgöttin, sondern um eine elektronische Handelsbörse handelt.
Frau H. ist niemand, der man seine meist verhasste Arbeit stapelweise ins Email-Postfach oder auf den Schreibtisch knallt und sagt "erledigen".
Übrigens ist der Blick über Wien morgens, wenn ich die Treppen hochsteige, noch schöner.
So. Resultat: Ich werd mich jetzt an die Arbeit machen. Hab mir was mitgenommen und nach Hause geschickt. *seufz*

Arzttermin

Vorgestern hatte ich den Termin. Eine Stunde. Und ich habe nur geredet. Habe brav gelächelt und gesagt, dass eigentlich alles gar nicht so schlimm sei.
Sie sagte, es sei wichtig, dass ich nicht diese extremen Hochs und Tiefs erlebe, sondern meine Gefühle eine klare Grundlinie haben. Ein Mittelmaß.
...Mittelmaß...
Eingelullt und oberflächlich?
Raus.
Ins Auto.
Von da an hab ich nur noch geheult.
Ich wollte doch immer so viel mehr sein...
so viel mehr, als jetzt noch von mir übrig ist.
Ich will meine Gefühle so erleben, wie sie sind. Nicht gleichbleibend dahinplätschernd. Ich muss dazu nachdenken... nachdenken. Vielleicht bin ich es gar nicht, die ein Problem hat? Nicht ich, sondern die, die sagen ich hätte eines?

Minuten...

...als ich heute abend auf dem Bett saß und mir die Haare bürstete, kam er rein, setzte sich wortlos hinter mich, nahm mir die Bürste aus der Hand und kämmte sie mir weiter. Ich schloß die Augen.
...sekunden... wie früher... atemlos schloß ich die Augen. Er nimmt meine langen, schwarzen Haare in die Hände, vergräbt sein Gesicht darin. Flüstert leise "Es tut mir leid."
Ich weine. Leise. Ich weiß, dass es ihm leid tut. Und ich weiß, das alles so weitergehen wird wie bisher. So wie immer.
Zärtlichkeiten für Sekunden.
"Ich möchte morgen bei der Ärztin anrufen. Ich möchte mit ihr reden, sie soll mir sagen, was mit mir los ist. Mir die Adressen von Therapeuten holen."
"Kann ich mitkommen?"
"Ich möchte da lieber allein hin. Sei mir nicht böse. Es gibt Dinge, die in mir vorgehen, von denen weißt du nichts."
Er legt die Bürste hin. "Ah." Er geht.
Er erträgt es schlecht, nicht im Mittelpunkt zu stehen.
Ich habe das Gefühl, ich schreie innerlich, suchend, wo dieser Schmerz herkommt, wo doch nur noch Leere ist. Ich kann so nicht mehr leben.
Ich will nicht immer nur lügen, auf die Frage nach meinem Befinden. Es geht mir nicht gut. Nein, verdammt. Es geht mir beschissen.
Das ist kein Spiel, das ich spiele. Es ist mein Leben.

Ich bin egoistisch.

Immer wieder Streit.
Er sucht sich Kleinigkeiten. Wieder Beschimpfungen.
Ich sage: "Das ist doch gar nicht, was dich stört. Komm zum Punkt."
"Der Punkt ist der, dass du hier überhaupt nichts mehr machst. Die Umzugskartons stehen noch immer hier. Du hast gesagt, du machst es uns schön. Und der ganze Scheiß steht noch immer hier rum. Was machst du eigentlich den ganzen Tag, außer auf deinem Hintern zu sitzen?"
Heftiger Streit. Irgendwann dann seine Frage:
"Wann hast du aufgehört, die Klamotten auszupacken?"
Langsam drehe ich mich um, schaue ihn an und frage:
"Wann hast du aufgehört, mir das Gefühl zu geben, daß es das überhaupt noch wert ist?"
Er geht. Knallt die Tür.

Sprechversuch Nr.1

Ich rufe ihn an.
"Ja?"
"Hallo."
"Was gibts?"
"Ich wollte fragen, ob es etwas gibt, was du dir wünschst, was ich kochen kann heute."
"Wir haben Brot da. Das reicht."
"Ja, aber ich wollte dir eine Freude machen, deshalb wollte ic..."
"Nein. Wir haben Brot, das reicht."
"Aber..."
"Ich habe jetzt auch gar keine Zeit. Ich ruf später an."
-aufgelegt-
Hier sitzend, warte ich auf seinen Anruf. Obwohl ich weiß, daß er erst anruft, wenn es für´s einkaufen zu spät ist.
Was mach ich denn immer falsch?

Was so sehr wehtut.

Fahre ihn zur Arbeit, wie jeden morgen. Kein Wort während der Fahrt. Er steigt aus. Kein Wort. Kein zugehauchtes Küßchen. Er geht und verschwindet unter der Brücke. Er hat sich nicht einmal umgedreht. Ich sitze im Wagen, schließe die Augen, weine, frage mich, wie es so weit kommen konnte. Wann es so wurde. Genau, wie jeden morgen. Fahre nach Hause. Heute abend werde ich ihn wieder abholen. Wie jeden abend.
Und das alles nur, weil ich heute morgen nicht aus dem Bett kam als er mich geweckt hat, sondern erst, als der Hund seine kalte Nase unter die Bettdecke an den Bauch schob. Nur deshalb? Nein.
Wenn er mir wehtun will, dann hat er eine effektive Waffe: Ignoranz. Er beachtet mich nicht mehr. Kein Wort, keine Berührung, keine nette Geste. Wenn ihm etwas nicht passt, setzt er sie ein.
Genauso auch über Weihnachten. Genauso über Silvester. Das macht mich unglaublich wütend. Ich bin sehr verletzt. Und das nutzt er für sich. Wenn er das über Wochen tut, dann an Heiligabend oder Silvester mal was Nettes sagt und ich da nicht wirklich drauf eingehen kann, kommen Vorwürfe. Versuche ich, mit jemandem darüber zu reden: Vorwürfe.
Er hält mich wie einen bunten Papagei im goldenen Käfig, dem langsam die Federn ausfallen. Denn: ich habe ja alles. Ausreichend finanzielle Sicherung, ein schönes Haus, Essen, warmes Wasser... -aber das reicht mir nicht. Ich würde alles eintauschen gegen ein bisschen zwischenmenschliche Wärme.
Er gab mir lange nichts. Bestrafte mich lange mit seiner Kälte, sodass ich selber so weit abstumpfte, dass ich glaube, es nicht mehr zu brauchen. Geschweige denn, zu geben. Zuviele Zurückweisungen.
Er wirft mir vor, ich hätte die letzten Tage nicht ein nettes Wort gesagt. Stimmt. Denn wenn ich es tue, kommt wieder die Zurückweisung. Ich kann das nicht mehr. Deshalb lasse ich es. Aber egal... egal, was ich tue, es ist nicht richtig.
Dabei will ich dich doch nur lieben, wie du wirklich bist. Und ich will, dass du mich wieder liebst, wie ich wirklich bin. Nicht so. Durch deine monatelange Ignoranz bin ich zu dem geworden, was du vor dir siehst. Ich kann nicht mehr. Ich hab nicht automatisch mehr Stärke in mir, weil ich das letzte Jahr zuhause war und du arbeiten gegangen bist. Das ist nicht richtig. Das ist falsch. Ich bin sogar noch viel verletzlicher geworden.
Ein einziges Mal... sag mir doch nur einmal "Setz dich. Sag mir, was mit dir los ist." Stattdessen "Halt doch die Klappe.".
Warum - verdammt - siehst du das nicht mehr?
Ich dachte eigentlich, die vorletzten Weihnachten und das vorletzte Silvester hätte grausamer nicht sein können. Wir haben es dieses Jahr getoppt.
Anrufe "Frohe Weihnachten" "Guten Rutsch" beantworte ich ebenso elegant gelogen. Nein, mir geht es nicht gut. Aber ich habe keine Lust, darüber zu reden. Ich möchte nicht, dass sich jemand an diesen Tagen um mich sorgt, denn für mich sind es Tage, wie alle anderen auch, an denen ich ihn nicht zur Arbeit bringe.
Dann ist er halt da. Das sonst nur abendliche Spektrum breitet sich auf den ganzen Tag aus. Mehr ist das nicht.
Aus dem "Ich habe überlegt, allein nach Wien zu gehen." wurde heute morgen ein "Hätte ich mir nur eine kleine 1-Zimmer-Wohnung in der Nähe der Arbeit genommen. Dann hätte ich laufen können." (...und hätte nicht so eine unfähige, komplizierte, nervenaufreibende, viel zu viel fordernde Frau zuhause.)
Ja. Da bin ich. Zuhause. Und denke zum ersten Mal wirklich über eine Trennung nach. Nicht weinend. Nüchtern. Ich versuche, den Gedanken nicht zu verdrängen. Ich versuche, mich zu stellen.
Ich denke daran, ob ich Kinder mit ihm haben will. Ob ich mein restliches Leben mit ihm verbringen will...
So? Nein. So nicht.
Ich bin keiner seiner Mitarbeiter, den er einfach so feuern kann, wenn er seine Leistung nicht erbringt. Oder ihm einfach "auf den Sack geht". Diese "Macht", die er auf der Arbeit hat, tut ihm nicht gut. Er behandelt Menschen schlecht. Niemand wagt es, etwas gegen ihn zu sagen. Der Job steht ja auf dem Spiel. Wann wurde er so? Das ist nicht der Mann, den ich liebe. Er trägt es nach Hause. Langsam aber sicher kroch diese Machtstellung unter unserer Haustür rein, denn diese ständigen Drohungen, wenn ich nicht "funktioniere", sind nichts anderes. Irgendwann wird er mich auch "feuern" aus meinem "Job als Ehefrau". Ich habe ihn so oft gebeten, mir etwas mehr Respekt entgegenzubringen. Er kann mit dieser "Machtstellung" nicht umgehen. So behandelt man niemanden.
Ich möchte mein Leben zurück. Mein Leben. Meine Gefühle. Ich möchte nicht ständig in dieses verdammte Loch fallen. Immer und immer wieder. Ich möchte mich nicht für alles rechtfertigen. Ich möchte nicht jeden Tag seine "to do-Liste" abarbeiten müssen. Ich möchte mein Leben zurück. Mein Leben mit ihm. Geprägt von Liebe und Respekt. Nicht von Misstrauen und Ignoranz.
Er... geht weiter... und hat mich irgendwo liegen lassen.
Ich bin seine Frau. Wann... wann genau hat er das vergessen?




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