Montag, 28. Dezember 2009

Virtuelles Gespräch.

Ich führe ein virtuelles Gespräch und mir sagte grad ein ganz lieber, mir wichtiger Mensch:
du bist eine der stärksten frauen die ich kenne. ich glaube an dich.
die ganzen püppchen wären an dem kram den du erlebt hast schon lange zerbröselt wie ein krümeliger keks.
Ich glaube, was schöneres habe ich lange nicht mehr gehört. Und flenne natürlich wie ein Schloßhund bei dem Gedanken, dass jemand so von mir denkt. Aber das sag ich ihm nicht.

[Edit: und sagt dann, als er es doch liest:
 hör auf zu flennen und putz dir die nase.
 Deshalb mag ich ihn so. Er kann, ausgehend von seinem weichen Kern doch nicht aus seiner harten Schale.]

Pororoca


Pororoca... genau:"Pororoca" - das indianische Wort heisst soviel wie "grosser, zerstörerischer Lärm" - ist ein spektakuläres Naturphänomen, das vor allem im Frühjahr an den Tagen rund um Vollmond an der brasilianischen Atlantik-Küste auftritt und ganze Landstriche überflutet. Die gewaltige Welle baut sich auf, wenn die Flut des Atlantik auf den ins Meer mündenden Fluss trifft. "Pororoca" rollt gegen die Strömung des Flusses bis zu dreizehn Kilometer tief ins Landesinnere.
Mein Leben besteht nur daraus... nur daraus.


Das schrieb ich ganz am Anfang meinem Sonnenschein. Ich frage mich, ob er sich daran erinnert? Manchmal? 
Genauso fühle ich mich gerade wieder. Diesmal allerdings nicht als Welle, sondern als Fluß, der überrollt wird.
Mein Arzt hat mir endlich die Schlaftabletten verschrieben - nach über einer Woche. Ich hab mich die ganze Zeit gefragt, wieso er mir die nicht verschreiben wollte. Was ist denn schon dran, ich will doch nur ein bisschen schlafen.


Mittlerweile verstehe ich es, seitdem der bald-Ex-Mann herein kam und ich plötzlich wieder fror. Selbst, nachdem er ins Bett gegangen ist, mich keines Wortes gewürdigt hat, herrscht hier diese Kälte. Seine Kälte.


Ich sitze da, wie so oft mit Rotwein. Zigaretten. Musik im Ohr, die mich beruhigen soll. Die Pillen in diesem Glasdöschen, die mich beruhigen sollen. Das tun sie auch. So sehr, dass ich ganz in Ruhe darüber nachdenken kann, was passieren würde...


Ich muss nur noch ein wenig durchhalten. Nur kurz. Verdammte Scheiße, ich habs 10 Jahre geschafft. Scheitere ich nun an den letzten Momenten oder vielleicht sogar an dem "Danach"?


Oh, mein Sonnenschein, wenn du wüsstest, wie es mir wirklich geht, würdest du auf schnellstem Wege zu mir kommen, du würdest rasen, keine Sekunde zögern, an keiner roten Ampel anhalten. Du hättest keine Zeit, es allen zu erklären. 
Wenn du wüsstest, was ich gerade denke, würdest du einfach losfahren und mich holen. 


Ich jedoch bin zu stolz, viel zu stolz es dir zu erklären. Es dir überhaupt zu sagen. Ich bin es nicht gewohnt, zu zeigen, dass ich schwach bin. 






Gestutzt.

Ich wollte doch gar nichts anderes als dies hier. Aber die jahrelange Gefangenschaft in meinem goldenen Käfig hat mich klein gemacht. Mickrig. 
Jetzt, wo die Türe offen steht, könnte ich einfach davonfliegen.
Statt dessen hüpfe ich auf die nächste Stange, starre auf die Öffnung und habe Angst, dass ich gar nicht mehr weiß, wie das geht, das Fliegen.

Und derzeit ist mein Sonnenschein nicht da, der, dem ich entgegen fliegen könnte. Er erwärmt gerade einen anderen Fleck Welt, jetzt, wo ich ihn doch so sehr brauche.

Ich weiß nicht, ob ich noch fliegen kann, aber ich werde es versuchen. Nur ohne meinen Sonnenschein kann ich nicht mal Richtung Tür hüpfen, nicht, wenn sich davor nur graue Wolken befinden.