Dienstag, 21. Dezember 2010

von Nanok @ 2008-04-10 – 12:05:27
...das ist der Originalton einer SMS von heute morgen. Warum?
Gestern kam mein Nachbar rüber, eigentlich nur so. Wollte sich für den vorherigen netten Abend bedanken.
Mann sass oben am PC, empfand es nicht für wichtig genug, herunterzukommen und sich zu uns zu setzen. So konnte ich mich mit Martin in Ruhe unterhalten.
Er sagte, er fühle sich ausgebrannt... oder eigentlich fühle er gar nichts mehr. Seit dem Tod seiner Mama (vor ca 4 Monaten) habe er nie richtig trauen können. In der Firma gebe er nur noch 60% und sein Chef macht ihm keine Zugeständnisse in der Hinsicht, dass er etwas Zeit bräuchte. Er erzählte viel von sich. Ein merkwürdiges Gefühl, wenn ein Mann - einen Kopf grösser, breitschultrig, gestanden - vor dir sitzt und dir mit Tränen in den Augen erzählt, dass er nicht verkraften kann, seine Mutter verloren zu haben.
Dann erzählte er mir von einer neuen Geschäftsidee, mit soviel Leidenschaft und Herzblut, wie ich es selten bei jemandem erlebt habe. Ob er das machen solle... er wisse nicht, ob das nun richtig sei... ob sein Lebensplan noch für ihn gilt.
Er erzählte mir unglaublich viel. Was seine Ziele seien, was er für sich erreichen möchte. Dass er es unheimlich fand, als er in den letzten Wochen Nähe verspürte und sich sofort dagegen verschloss.
Er wollte einen Rat. Den gab ich ihm.
[Kurzfassung]
"Martin, wenn das dein Traum ist - und das scheint er zu sein, so wie du erzählst - dann mach es. Ich habe mich nie so schnell von etwas überzeugen lassen, aber wenn jemand das schafft, dann du. Deine Mutter ist nicht mehr da, deine Arbeit gibt dir keinen Auftrieb mehr. Du bist nun genau an dem Punkt, wo du dich entscheiden musst: werde so, wie die meisten und arbeite einfach weiter. Oder hör auf deinen Bauch und verwirkliche deine Träume."
"Warum machen die meisten Leute das nicht?"
"Weil es einfacher, sicherer und bequemer ist, das Alte weiter zu beschimpfen, als sich an etwas Neues heranzuwagen."
Da schaute er mich an und sagte leise: "Warum tust du es nicht?"
"Weil ich Angst habe. Ich habe Angst davor, dass meine Träume Realität werden könnten."
Er schaute mich lange schweigend an. Ich lächelte tapfer und lenkte wieder mal ab.
"Du solltest es auf jeden Fall tun, Martin. Alles andere... wäre nur Gift für dich. Alles andere wäre... ein Kompromiss."
Wir erzählten noch ein wenig und dann ging er rüber zu sich. Er weint viel in letzter Zeit, das weiss ich und er sagte es mir. Ich bin mir sicher, gestern hat er nicht geweint.
Ich schrieb ihm heute morgen noch ein paar Zeilen und die SMS kam als Antwort. Ich lächelte.
Und verdränge wieder ganz schnell Gedanken an meine Träume.

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