Dienstag, 21. Dezember 2010

von Nanok @ 2008-08-29 – 08:19:42
Eine Maske erzählt uns mehr als ein Gesicht.
[Oscar Wilde]
...
Masken sind die Bewahrer meines Friedens.
Sie schützen mich vor der Welt da draußen.
Sie schützen euch vor der Welt in mir.
Und sie schützen mich vor meiner Liebe zu dir.
Wer eine Maske trägt,
kann nicht erwarten,
daß man seine Tränen sieht.

Mag ja sein...

...dass ich öfter über´s Ziel hinausschieße. Wer austeilt, sollte auch einstecken können. Ich kann das. Du auch?
Ich werd mich nicht mehr für jeden Sch%$/§$ entschuldigen.
Ich treffe Entscheidungen, die vielleicht nicht immer richtig sind.
Ich sage Dinge, die sich härter anhören, als ich will.
Aber das bin ich:
ich den Momenten, in denen ich Entscheidungen treffe, in den Momenten, in denen ich diese Dinge sage.
Das bin ich.
Einfach nur ein Mensch.
Lerne, damit zu leben.
Oder lerne, ohne mich zu leben.
Ende der Durchsage.

Diese Nacht.

Ich hatte einen Traum. Gerade eben. Als ich aufgewacht bin, lief über die Ohrstöpsel meines ipods (ich höre Musik über Ohrstöpsel, damit ich einschlafen kann und nicht vom Geschnarche wachgehalten werde) folgendes Lied.
Kyuss. Demon Cleaner. Sehr geil. Ohne Frage. Ich mag Kyuss.
Ich habe geträumt - sehr kurz.
Aber sehr intensiv. War es überhaupt ein Traum?
Ich habe geträumt, ich stehe vorm Spiegel.
Es regnete in meinem Badezimmer.
Neben mir stand eine Frau, die mich immer wieder ins Gesicht schlug und mich anschrie, ich solle genau hinschauen.
Ich drehte langsam meinen Kopf, sah in den Spiegel, Blut lief mir aus dem Mundwinkel, die Haare fielen mir über die Brust und das Wasser glitt an mir herab. Mischte sich mit dem Blut, das, wie ich jetzt sah, auch aus dem Ohr tropfte.
Ich betrachtete mich also eine Weile so, als ich eine Hand am Hinterkopf spürte, die an meinen Haaren zerrte.
"Sie verdammt nochmal hin!"
Ich konnte nicht richtig schauen, der Schmerz betäubte mein Atmen, meinen Sehnerv, alles. Dann stiess sie meine Stirn mit voller Wucht vor den Spiegel, der in 1000 Stücke zerbrach und dann wurde alles schwarz.
Und ich wach.
Kyuss. Demon Cleaner. Ich mag Kyuss.

Eins.

(Gedanken an einem Samstagmittag, nach einer schlaflosen Nacht - wirr und zusammenhanglos.)
Ich habe manchmal Menschen gesehen, manche sagen es auch, dass sie mit sich "eins" sind. Manchmal sogar recht glaubwürdig. Am glaubwürdigsten aber wohl die, die nicht darüber sprechen, die es ausstrahlen. "Mit sich eins sein"... ist das mein Ziel?
Diese Menschen (es gibt nicht viele, von denen ich den Eindruck habe) strahlen etwas ganz wunderbares aus. Eine Ruhe, eine Gelassenheit. Sie werden nicht laut, wählen ihre Worte mit Bedacht, haben kein Vorbild, keine Richtung, keine Meinung, der sie sich unterwerfen. Man sollte meinen, sie gehen gleichgültig durchs Leben. Sie reden nicht viel, aber wenn man sie etwas fragt, klingt jeder Satz wie eine Hiobsbotschaft. Wie eine unwiderrufliche Theorie, fast schon eine Weisheit.
Sie bewältigen alles, beklagen sich niemals, sind Stark durch ihre Schwäche. Sie akzeptieren sich vollkommen und lernen eben ihre Schwächen als Stärken kennen.
*bricht ab und denkt nach*
...ist es das? Zu lernen, sich so zu akzeptieren, wie man wirklich ist? Egal, wieviele man ist? Sich selbst erkennen und seine Schwächen nach außen kehren?
So war ich bereits einmal. In abgeschwächter Form. Aber dann kam ein grausames Erlebnis, das mich so sehr das Fürchten gelehrt hat, dass ich in den Jahren die Mauer um mich herum immer höher gebaut habe. Hoch und höher und nichts mehr an mich ranliess, was mich erneut so verletzten kann?
Zu der Zeit dachte ich, es wäre das Schlimmste, was einem passieren kann. Ich dachte ehrlich, wenn noch so etwas über mich hereinbrechen würde, würde ich das nicht überleben. Heute denke ich, würde es mir jetzt erneut passieren, würde ich gerne lernen damit umzugehen, statt es in ein Schächtelchen zu packen und weit hinten im Schrank zu verstauen.
Es würde schlimm werden, es würde mich fertig machen. Eine Zeit lang. Und irgendwann hätte ich gelernt damit umzugehen.
Was passiert, wenn ich nun dieses Päckchen hervorhole, es auspacke und mir dessen Inhalt genau anschaue? Fügt sich dann alles wieder zusammen, fühle ich mich wieder ganz - nur um dann im nächsten Moment zu realisieren, dass dieser Teil von mir gestorben ist und der Schmerz über mich die Macht ergreift?
Es ist soviele Jahre her. Und ich habe nicht getrauert. Ich konnte weinen, eine kurze Zeit - dann nicht mehr. Ich war zu sehr damit beschäftigt, Stein auf Stein zu setzen. Schneller die Mauer hochzuziehen.
Wie macht man es richtig? Vorsichtig, Stein für Stein abbauen oder gleich die Abrissbirne in Anspruch nehmen?
Wieviele von mir dort draussen gibt es denn noch?
Ich habe ein Steinchen gehoben, heute nacht. Tagebücher mit Datum um seinen Tod herum herausgesucht. Ich lese, soweit ich komme. Lese über den Schmerz hinaus. Lass es zu. Es ist eine schreckliche Grausamkeit, die sich da breitmacht in mir, aber es ist ein Teil von mir. Ich strahle nicht und laufe mit Bannern, auf denen steht "Herzlich Willkommen zurück" durch eine warme Sommernacht. Es tut weh, ängstigt mich, zerrt an mir. Aber ich nehme es an.
Das erste Buch begann mit einem Zitat von Eliot:
"Und das Ende unseres Kundschaftens wird es sein,
am Ausgangspunkt anzukommen
und den Ort zum ersten Mal zu erkennen."

Superkräfte!

Manchmal möchte ich Superkräfte haben.
Einfach mal physisch total überlegen sein.
Heute morgen am Bahnhof, als ich auf die S-Bahn warte, sitzt da so ein Kerl, ca Mitte 40, der mich penetrant und ziemlich übel anglotzt (so von oben bis Mitte bis unten und wieder hoch - mit Stops an weiblich ausgeprägten Stellen).
"Dann geh ich halt ans andere Ende des Zugs..." denk ich mir, ärgere mich noch ein wenig drüber, dass ich nichts gesagt hab.
Pustekuchen! Der Affe latscht durch die ganze Bahn, von ganz hinten nach ganz vorne. Will sich neben mich setzen, aber ich schmeiss schnell meine Tasche hin. Unbeeindruckt weiterstarrend setzt er sich mir gegenüber. Ich sehe aus dem Fenster*.
Als es mir dann doch zu blöd wird, fällt mir nix besseres ein:
"Haben Sie was an den Augen?"
"Ganz und gar nicht, Schätzchen." sabbert er grinsend und lehnt sich vor, abartig nah zu mir rüber.
Ich steh auf, setz mich zu einem Päärchen jenseits der 70.
Da hätte ich mir gewünscht, Superkräfte zu haben, einfach nur mal so um ihm richtig die Fresse zu polieren und nicht immer nur reden zu müssen (dürfen).
*Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich heute morgen meinen Lieblingsrock anhabe (was eh schon fast nie vorkommt). Heute war mir danach. Im Standardoutfit (Jeans, Shirt, Chucks)wär´s mir sicher leicht gefallen, was zu sagen, weil ich mich darin ganz anders fühle.
Es ist ein ganz demütigendes Gefühl, so penetrant und zielgerichtet angestarrt zu werden. 
(Zumindest von jemandem, von dem ich das nicht will.)

Bring meinen Geist nach Hause.

Die Sonne blendet sie, dennoch schaut sie unbeirrt aus dem Fenster der S-Bahn, bis die Augen brennen und anfangen zu tränen. Sie schaut weiter. Weiter.
Siehst du jemanden oder etwas - irgendetwas - lange genug an, verliert es an Form. Es ist dann nicht mehr eindeutig definierbar, du siehst es klar, aber auch nicht. Es verbindet sich in wunderbarer Art und Weise mit dir.
Aber dann, sobald du dich abwendest, nur einen Augenblick, ist es fort. Unwiederbringlich.
Du wirst jemanden oder etwas - irgendetwas - nie wieder so sehen, wie in diesem Moment.
Die Augen tränen. Schmerz mischt sich mit Emotion.
Eingebrannt.
Ausgespült.
Heute - in der Bahn sah ich aus dem Fenster.

Was mir wirklich zu denken gibt...

ist... hui, ich muss ausholen, also gut:
Am ersten Tag in der Heimat, rannte Kadsha im großen Garten meiner Eltern ohne Leine rum. Sie hat sich nen Ast gefreut über ihre neugewonnene Freiheit. Dann kam sie humpelnd zurück.
Am Bein hat sie eine 3cm lange Schnittwunde gehabt und das Blut schoss nur so raus. Meine Eltern und er waren da, ich konnte grad noch jemanden rufen, dass sie verletzt ist, bevor mir schwarz vor Augen wurde. Kann das ja so gar nicht ab.
Hat ne ganze Weile gedauert, bis ich wieder im "Normalzustand" war. (Ihr scheint das übrigens nicht soviel ausgemacht zu haben, die Wunde ist mittlerweile total gut verheilt und man sieht kaum noch etwas *seufzt* hach, so eine tapfere Maus hab ich!)
Danach aber fragte ich mich - und in die Runde, was wäre, wenn ich allein gewesen wäre? Der Hund brauchte Hilfe, hätte ich sie ihr geben können? Mh.
Und wieder war es mein Papa der leise sagte: "Weisst du... wenn niemand da gewesen wäre, hättest du nicht darüber nachgedacht, ob du gekonnt hättest oder nicht. Du hättest es einfach getan. Ohne darüber nachzudenken. Weil du es einfach hättest tun müssen."
Und das stimmt. Das habe ich in anderen Situationen auch schon oft gemacht. Da war halt niemand und ich mußte tun.
...ob das wohl mit allem anderen auch so ist?

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